Das müssen Sie wissen, bevor Sie über No Billag reden

Kann die SRG auch in Zukunft noch auf Billag-Gelder bauen oder brechen die Gebühreneinnahmen weg? Video: SRG

Jeder hat eine Meinung zu No Billag. Wer mitreden will, sollte diese Zahlen und Fakten über die SRG kennen.

Von Marc Brupbacher und Mathias Lutz (Interaktiv-Team)

Noch nie seit ihrer Gründung vor 86 Jahren steckte die SRG so tief in der Krise wie heute. Es geht um alles oder nichts. Befürworter und Gegner der No-Billag-Initiative streiten auf allen Kanälen schon Monate vor der Abstimmung vom 4. März heftig. Wir haben möglichst viele Fakten und Zahlen zur SRG zusammengetragen. Sie sollen als Grundlage für die No-Billag-Debatte dienen – und darüber hinaus.

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1. Wie entwickelten sich die Radio- und TV-Gebühren?

Seit 1997 nimmt die Billag im Auftrag des Bundes die Gebühren für Radio- und Fernsehnutzung ein. Die Gebühr ist kontinuierlich angestiegen, besonders stark zwischen 1990 und 1995. Heute beträgt sie 451.10 Franken – das sind 61,3 Prozent mehr als noch 1990 (279.60 Franken). Die Teuerungsrate stieg im gleichen Zeitraum um 29 Prozent.

Entwicklung der Radio- und TV-Gebühr

In Franken, seit 1987

Die Erhöhung um 4,1 Prozent im Jahr 2003 kompensierte die Ausfälle durch die Gebührenbefreiung der Bezüger von AHV- und IV-Ergänzungsleistungen. Die Mehreinnahmen im Jahr 2007 gingen an die privaten Anbieter. Was ändert sich mit dem revidierten Radio- und Fernsehgesetz (RTVG)? Ab 2019 werden die Rechnungen an alle Haushalte geschickt, unabhängig davon, ob jemand Geräte besitzt oder nicht. Weil alle bezahlen, wird der Betrag pro Haushalt auf 365 Franken sinken. Insgesamt werden die Billag-Einnahmen mit der neuen Abgabe ungefähr gleich hoch bleiben. Künftig werden mehr Haushalte und Firmen zahlungspflichtig. Gegenwärtig zahlen 35’000 Unternehmen die Billag-Gebühr, bald sind es über 100’000. Ab 2019 treibt neu die Firma Serafe die Gebühren ein, nicht mehr die Billag.

2. Wie werden die Billag-Gebühren verteilt?

Insgesamt trieb die Billag 2016 rund 1,37 Milliarden Franken ein. Mit rund 90 Prozent am meisten davon fliesst zur SRG (1,24 Mrd. Fr.). Aus den Gebühren wird aber auch die Billag selber finanziert (55,4 Millionen). Die 34 privaten Radio- und TV-Stationen erhalten aus dem Topf nur unwesentlich mehr: 61 Millionen. Ab 2019 sollen sie neu 81 Millionen Franken erhalten, so steht es im teilrevidierten RTVG. Der Billag-Nachfolger Serafe muss künftig mit 18 Millionen Franken pro Jahr für die Inkasso-Aufgabe auskommen.

So werden die Gebührengelder verteilt

In Millionen Franken pro Jahr, 2016

Welche der Privaten haben Anspruch auf die Billag-Millionen? Es sind Lokalradios in Berg- und Randregionen, nicht gewinnorientierte Lokalradios sowie Regionalfernseh-Stationen. Sie erhalten erst seit 2007 einen Anteil der Gebühren. Keinen Anspruch haben Privatsender wie Radio 24 oder Radio Energy.

Die SRG selber verteilt ihre Einnahmen nach dem Solidaritätsprinzip: Obschon die Deutschschweiz rund 70 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, erhält Schweizer Radio und Fernsehen von jedem Franken Einnahmen lediglich rund 43 Rappen. Der Rest geht in die französische, italienische und rätoromanische Schweiz. Ohne Finanzausgleich müssten Haushalte in der italienischsprachigen Schweiz rund 2300 Franken Billag-Gebühr pro Jahr bezahlen.

3. Wie kommt die SRG zu ihrem Geld?

Die SRG finanzierte sich 2016 zu rund 75 Prozent aus Gebührengeldern: Aus dem Billag-Topf erhielt das Non-Profit-Unternehmen 1,24 Milliarden Franken, was mehr als das Doppelte von 1990 ist. Weitere 19 Prozent des Budgets stammen aus TV-Werbung und anderer kommerzieller Tätigkeit. 6 Prozent sind übrige Erträge, mehrheitlich Bundessubventionen für Programme des Auslandauftrags.

Steigende Einnahmen der SRG

In Milliarden Franken, 1984–2016

Warum erhielt die SRG seit den 80ern Jahr für Jahr mehr Gebührengelder? Die Anzahl Zahlender stieg dank dem Bevölkerungswachstum von alleine. Zudem wurde die Billag-Gebühr in vielen Schritten erhöht. Das Geld wurde von der SRG in den 90er-Jahren in zusätzliche Sender (Radio Virus, Spartenkanäle, Swiss Info, SRF 2, SRF Info, Schweiz 4, S+ etc.), den digitalen Wandel, Sportrechte sowie in Eigenproduktionen wie den «Bestatter», «Die grössten Schweizer Talente» oder «Gotthard» investiert. Im Gegensatz zu den Gebühreneinnahmen gingen die kommerziellen Erträge in den letzten Jahren stark zurück. Gründe: Frankenstärke, ausländische TV-Werbefenster und Konkurrenz durch digitale Werbeplattformen (Google, Facebook), welche die klassische Fernsehwerbung teilweise ersetzen. Kommt erschwerend hinzu: Die SRG darf im Onlinebereich und im Radio keine Werbung machen. Ab 2019 wird der SRG-Anteil an den Billag-Gebühren auf 1,2 Mrd. Fr. pro Jahr begrenzt und nur noch an die Teuerung angepasst – so entschied der Bundesrat. Die SRG muss ein Sparpaket von 50 Millionen Franken schnüren.

4. Wofür gibt die SRG das Geld aus?

Den Vorwurf hört man oft: Die SRG gebe zu viel Gebührengelder für «seichte» Unterhaltungsformate wie «Glanz & Gloria», Mainstream-TV-Serien und Allerwelts-Shows aus statt für relevante Informationen, Kultur, Brauchtum, Bildung und Wissenschaft. So sieht die Realität aus:

Ausgaben der SRG (Radio und TV) nach Sparten

In Franken, 2016

2016 kam eine Studie der Freien Universität Berlin zum Schluss, dass das Programm der SRG deutlich weniger politische Themen beinhaltet, verglichen mit deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern. Die Erklärung der SRG damals: das bescheidene Budget. Alleine die deutsche ARD verfüge über 8,4 Milliarden Franken und produziere an einem Tag bis zu zwölf Nachrichtensendungen.

Die SRG setzt auf Schweizer Eigenproduktionen in Radio, TV und Online. 2016 verwendete sie 85 Prozent ihrer Ausgaben für Produktionen, welche die Unternehmenseinheiten selbst herstellen.

Insgesamt investierte die SRG rund 28 Prozent in die Audioproduktion, rund 72 Prozent in die Videoproduktion. Audiobeiträge sind in der Herstellung viel günstiger als Videos. Mit der Verschmelzung von Ton, Bild und Text im Internet wird eine exakte Zuweisung aber immer schwieriger.

Der grösste Kostenfaktor ist der Personalaufwand: Er machte 41,3 Prozent (666,6 Millionen Franken) des gesamten Betriebsaufwandes aus (mehr zu den Löhnen der SRG-Mitarbeiter).

Ausgewählte Kostenblöcke

Für das Geschäftsjahr 2016

5. Wie viel verdienen die SRG-Mitarbeiter?

Bei der SRG beträgt der durchschnittliche Brutto-Jahreslohn 107’354 Franken (2016). Bei einem Durchschnittsalter von 45 Jahren erscheint das als eher hoch. Der Grund: Die rund 6000 Mitarbeiter sind gut ausgebildet: 42 Prozent haben einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss, bei den Journalisten sind es 65 Prozent.

Durchschnittslöhne nach SRG-Berufsgruppen

Für ein Pensum von 100 Prozent, inkl. 13. Monatslohn in Franken, 2016

Durchschnittslöhne im Bereich Journalismus

Für ein Pensum von 100 Prozent, inkl. 13. Monatslohn in Franken, 2016

Reto Lipp legte in der «Eco»-Sendung vom 2. Januar 2011 seinen Lohn offen: «Ich verdiene für meine Arbeit bei ‹Eco› und ‹SRF Börse› 120'000 Franken.» Franz Fischlin verdiente als «Tagesschau»-Moderator – laut eigener Aussage 2012 im «Blick» – lediglich 100'000 Franken im Jahr. Der grösste Teil des Personals untersteht einem komfortablen Gesamtarbeitsvertrag. SRG-Mitarbeitende mit 100%-Pensum müssen keine Billag-Gebühren zahlen und haben Anspruch auf 5,4 Wochen Ferien im Jahr. Der tiefste Jahreslohn betrug vergangenes Jahr 52’000 Franken, der höchste 536’314 Franken. Das entspricht einem Verhältnis von 1 zu 10,3.

6. Wie viel verdient der SRG-Chef?

Für das Geschäftsjahr 2016 erhielt Roger de Weck 536’314 Franken (Vorjahr 557’434 Fr.). De Weck ist diesen Herbst zurückgetreten. Mit diesem Gehalt (Fixlohn inkl. Bonus) lag der SRG-Chef unter den Konzernleitern von Bundesbetrieben klar auf den hinteren Rängen.

Managerlöhne im Vergleich

Bundesnahe Betriebe, 2016
NameUnternehmenLohnsumme in CHF
Urs SchaeppiSwisscom1’800’000
Andreas MeyerSBB1’051’571
Susanne RuoffSchweizerische Post974’178
Urs BreitmeierRuag912’468
Hansruedi KöngPostfinance810’000
Felix WeberSuva583’300
Mark BransonFinma552’300
Roger de Weck SRG536’314
Daniel WederSkyguide523’100
Jürg SchmidSchweiz Tourismus388’300

In einer Liga für sich spielt der Swisscom-Chef. Das börsenkotierte Unternehmen bezahlte seinem obersten Mann 1,8 Millionen Franken. Mit deutlichem Abstand folgen SBB-Chef Andreas Meyer mit 1’051’571 Franken und Susanne Ruoff, Chefin der Post. Sie verdiente 974’178 Franken. Gefolgt von Urs Breitmeier, Chef des Rüstungskonzerns Ruag, der 912’468 Franken verdiente. Der Postfinance-Chef wurde mit 810’000 Franken entlöhnt. Knapp vor de Weck lagen 2016 der Suva-Chef mit 583’300 Franken und der Chef der Finanzmarktaufsicht mit 552’300 Franken. Weniger als de Weck kassierte der Chef von Skyguide (523’100 Franken) und der Direktor von Schweiz Tourismus (388’300 Franken).

7. Wer arbeitet bei der SRG?

Insgesamt arbeiten rund 6000 Personen für die SRG, mit der Tochtergesellschaft TPC sind es knapp 7000 – gut jeder dritte Mitarbeiter ist für SRF tätig. Der grösste Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter orientiert sich politisch Mitte-links, wie eine ZHAW-Studie befand. Das ist bei anderen grossen und privaten Medienunternehmen ähnlich.

8. Welches sind die teuersten TV-Sendungen?

Vor zwei Jahren machte die SRG ihre Kosten transparent. Wir zeigen hier aus der Kostenaufstellung die teuersten und günstigsten TV-Sendungen von 2016 auf SRF 1 und SRF zwei.

Die teuersten SRF-Sendungen

2016
SendungKosten pro Sendung in CHF
Schweizer «Tatort»2’100’000
SRF Schweizer Film1’600’000
«Der Bestatter»705’000
Showreihen («Grössten Schweizer Talente», «Happy Day» etc.)591’000
Einmalige Showevents («SwissAwards» etc.)512’000
«Hallo SRF»435’000
«Netz Natur» (Eigenproduktionen)242’000

Die günstigsten SRF-Sendungen

2016
SendungKosten pro Sendung in CHF
«Glanz & Gloria»14’000
«Sternstunde Religion»14’000
«Schawinski»16’000
«Sportaktuell»21’000
Eigenproduktionen («Mini Beiz, dini Beiz», «Hoch hinaus»)22’000
«Club»25’000
«Sternstunde Philosophie»25’000

Noch interessanter ist die Liste, wie viel die Produktion einer Sendung pro Zuschauer kostet. Mit gut drei Franken pro Kopf schwingen die Schweizer «Tatort»-Produktionen obenauf. Allerdings erhält das SRF im Gegenzug die Ausstrahlungsrechte für alle deutschen und österreichischen «Tatort»-Folgen.

Die teuersten SRF-Sendungen pro Zuschauer

2016
SendungKosten pro Zuschauer in CHF
Schweizer «Tatort»3.19
SRF Schweizer Film2.50
Comedy-Formate am Freitag («Deville», «Querdenker», «Müslüm»)2.00
«DOK»-Serie1.96
«Sternstunde Kunst»1.45
«Hallo SRF!»1.38
«Literaturclub»/«Kulturplatz»1.10

Die günstigsten SRF-Sendungen pro Zuschauer

2016
SendungKosten pro Zuschauer in CHF
«Glanz & Gloria»0.07
«Tagesschau»0.09
«Mini Beiz, dini Beiz»0.10
«Reporter»0.10
«1 gegen 100»0.16
«Sportaktuell»0.16
«Schawinski»0.17

SRF investiert insgesamt jährlich 56,8 Millionen Franken in die tagesaktuellen Nachrichtensendungen. Davon entfallen 23,9 Millionen Franken auf die «Tagesschau». Die wöchentlichen Magazinsendungen kosten pro Sendung zwischen 72'000 Franken («Puls») und 115'000 Franken («Rundschau»). Die regelmässig ausgestrahlten Sportsendungen schlagen wie folgt zu Buche: «Sportpanorama» (64'000 Franken), «Sportaktuell» (23'000 Franken) und «Sportlounge» (58'000 Franken). Tagesaktuelle Sendungen wie «10vor10», «Schweiz aktuell» oder «SRF Meteo» und «SRF Börse» werden von der SRG nicht einzeln ausgewiesen.

9. Wie ist die SRG gewachsen?

Immer mehr Sender, Gefässe, Werbemöglichkeiten und die Expansion ins Internet: Ein Hauptargument der SRG-Kritiker ist der stete Ausbau. Seitens der SRG heisst es dann: Falsch, man habe in den letzten 15 oder 20 Jahren keinen einzigen Sender eröffnet. Damit hat die SRG recht. Die 24 Radio- und Fernsehsender und drei weitere Plattformen, die aktuell im Betrieb sind, wurden bis auf zwei Ausnahmen (Radio SRF 4 News, RTS Info) alle vor der Jahrhundertwende lanciert. Die Radiosender der ersten Programmketten stammen aus den 30er-Jahren, das Fernsehen startete in den 50ern. Bis in die 80er-Jahre blieb die Radio- und TV-Landschaft unverändert; 1983 liberalisierte der Bundesrat das Mediengesetz: Private und kommerzielle Lokalradios wurden erlaubt. Die SRG führt als Reaktion die dritte Programmkette für ein jugendliches Publikum ein. Der grösste Ausbau erfolgte zwischen 1995 und 2000. Es wurden Radiospartenprogramme, zweite und dritte TV-Senderketten und eine Onlineplattform lanciert. Die Expansion trieb vor allem der damalige SRG-Generaldirektor Armin Walpen an. Heute ist die SRG mit einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Franken das mit Abstand grösste Medienunternehmen der Schweiz.

So wuchs die SRG auf 27 Sendegefässe

1930–2017

10. Wie viel Geld erhalten die öffentlich-rechtlichen Sender im Ausland?

Dem Grundgedanken des Service public entsprechend, hat die Öffentlichkeit – nicht der Staat – die Kosten für den öffentlichen Rundfunk zu decken. In den meisten Ländern Europas wird das öffentliche Fernsehen und Radio grösstenteils über Gebühren finanziert. Deutschland führte 2013 als erstes Land in Europa eine Haushaltsabgabe ein, die vom Gerätebesitz unabhängig ist. Diesem Modell folgt die Schweiz im kommenden Jahr, die Gebühr beträgt 451 Franken. Ab 2019 bezahlen die Privathaushalte eine Abgabe von 365 Franken.

Im europäischen Vergleich bezahlen die Schweizer die höchsten Rundfunkgebühren. In Deutschland zum Beispiel beträgt die jährliche Haushaltsabgabe 227 Franken.

Rundfunkgebühren im Vergleich

Jährliche Gebühren pro Haushalt in Franken, 2017

Wäre die Schweiz ein einsprachiges Land, würde eine Gebühr von knapp 270 Franken reichen, wie eine schon etwas ältere Untersuchung von 2006 der eidgenössischen Finanzkontrolle zeigte. Das heisst: Die Viersprachigkeit kostet rund 42 Prozent der Gebühren.

Vergleichen lassen sich die öffentlichen Rundfunkanstalten Europas auch bei den Einnahmen aus öffentlichen Mitteln (Gebühren und/oder Haushaltsgelder) pro Kopf der Bevölkerung. Eine Publicom-Studie von 2015 weist diesen Vergleich in kaufkraftbereinigten Werten, normiert auf die Kaufkraftparität der Schweiz, aus.

Einnahmen aus Gebühren pro Kopf

Kaufkraftbereinigt in Franken, 2015

Im europäischen Vergleich erhält die SRG – bezogen auf die Einwohnerzahl – nach den deutschen Rundfunkanstalten die zweithöchsten Aufwendungen aus öffentlichen Töpfen. Die Höhe der Abgaben ist gerade in kleineren Ländern relativ hoch. Dies ist unter anderem mit der Fixkostendegression im Medienmarkt zu erklären. In bevölkerungsstarken Ländern verteilen sich die hohen Fixkosten (Infrastruktur und Personal) auf mehr Personen und Haushalte, sodass die Gebühren dort niedriger sind.

11. Was zeigt SRF und wer schaut das noch?

Tagesaktuelle SRF-Infosendungen wie «Schweiz aktuell», «Tagesschau« oder «10vor10» dominieren den Anteil der Programmstatistik von SRF 1. Wir haben das gesamte Programm des SRG-Hauptsenders auf 30 Sekunden heruntergebrochen:

Das TV-Programm von SRF 1 in 30 Sekunden

Gemäss Programmstatistik 2016

 

So sieht die Statistik für SRF 2 aus. Dort dominieren Filme, Serien und Sport:

Programmstatistik SRF zwei

2016

SRF 1, SRF 2 und SRF info erreichten 2016 rund 2,4 Millionen Zuschauer in der Deutschschweiz täglich. Zum Vergleich: Die 23 Schweizer Privatsender sahen zusammen pro Tag 1,4 Millionen Personen. ARD schauten täglich 846’000 Deutschschweizer, RTL 812’000. Eigentlich noch immer stolze Zahlen für die SRF-Sender. Allerdings zeigt sich im Langzeitvergleich: Seit 2000 verloren sie rund 600’000 Zuschauer des Tagespublikums. Die Schweizer Privaten verloren 334’000. Und das bei gleichbleibendem Gesamtpublikum: 1994 sowie 2016 schalteten 3,4 Millionen Deutschschweizer (fast 65 Prozent) mindestens einmal pro Tag ein TV-Gerät an – nur schauen sie heute weniger lang und nutzen immer mehr Pay-TV. Die Mediapulse-Kategorie Playback, Games, DVD (Pay-TV, Teleclub, VoD, Apple-TV, Netflix etc.) legte von 505’000 Nutzern pro Tag im Jahr 2000 auf 1,83 Millionen im Jahr 2016 zu. Im Schnitt schauten die SRF-Zuschauer im Jahr 2000 rund 45 Minuten lang das heimische Programm, 2016 waren es noch 38 Minuten.

Zuschauer pro Tag in der Deutschschweiz

In Millionen, 2000–2016

Der Zuschauerschwund zeigt sich auch in einzelnen Sendungen auf SRF 1: So verlor die «Tagesschau»-Hauptausgabe zwischen 2011 und 2016 fast 100’000 Zuschauer. Dennoch: Fast jeder zweite Deutschschweizer Fernsehzuschauer hat im abgelaufenen Jahr die Hauptausgabe der «Tagesschau» mindestens einmal gesehen. Sie erreicht täglich immer noch rund 600’000 Personen.

Schaut man sich die Marktanteile in der Deutschschweiz an, konnten sich die SRF-Sender in den letzten 20 Jahren behaupten – zumindest als Gruppe. Jedoch wird hier im Gegensatz zum Radio deutlich: Die Schweiz guckt fremd. Und dieser Trend akzentuierte sich über die vergangenen Jahre nochmals leicht. So sank der Marktanteil der SRF-Sender (als Gruppe) von 33 Prozent (2000) auf 31 Prozent (2016) – bei einem Zwischenhoch von 35 Prozent im Jahr 2006. Der Marktanteil der ausländischen Sender stieg im selben Zeitraum von 60 Prozent auf 61 Prozent. Nichtsdestotrotz: Der SRG-Flaggschiff-Sender SRF 1 blieb mit einem Marktanteil von 19 Prozent mit Abstand der beliebteste Sender der Deutschschweiz, musste aber in den letzten Jahren einige Prozentpunkte Federn lassen.

TV-Marktanteile in der Deutschschweiz

2000–2016

Kommen wir zu den Zuschauerzahlen einzelner TV-Sendungen. Quotenkönig war 2016 der Film «Gotthard». Die beiden Teile erreichten im Schnitt knapp eine Million Zuschauer. Es war der teuerste Schweizer Film überhaupt. In ihm stecken 5,73 Millionen Franken Gebührengelder. Insgesamt kostet «Gotthard», eine Co-Produktion der Schweiz mit Deutschland und Österreich, 11 Millionen Franken. Auch der «Bestatter», «Happy Day» und die «Tagesschau» sind Zuschauermagnete. Auf der anderen Seite der Tabelle liegt die Sendung «Kulturzeit», sie wird im Schnitt nur von 4000 Personen geschaut. Auch die «Sternstunde»-Sendungen und «Deville» bleiben Nische.

Ausgewählte SRF1-Sendungen mit guten Quoten

2016
SendungZuschauer
SRF Schweizer Film - Gotthard (1/2)993'000
Die grössten Schweizer Talente698'000
Der Bestatter693'000
Happy Day676'000
SRF bi de Lüt: Hüttengeschichten674'000
DOK-Serie: Auf und davon668'000
Tatort (CH)658'000
SRF bi de Lüt: Landfrauenküche651'000
SwissAward - Die Millionen-Gala624'000
Tagesschau Hauptausgabe610'000

Ausgewählte SRF1-Sendungen mit schwachen Quoten

2016
SendungZuschauer
Kulturzeit4000
SRF mySchool5000
Zambo: myZambo7000
PTV: Handelszeitung Standpunkte11'000
Sternstunde Religion16'000
Guetnachtgschichtli18'000
Sternstunde Kunst22'000
Sternstunde Philosophie23'000
Tagesschau am Mittag48'000
Deville50'000

Nachfolgend haben wir die wichtigsten SRF-1-Sendungen und das entsprechende Alter der Zuschauer visualisiert. Das Durchschnittsalter der SRF-1-Zuschauer beträgt insgesamt 60,8 Jahre, jenes der SRF-2-Zuschauer 52,9 Jahre. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter der Schweizer Bevölkerung liegt bei rund 42 Jahren (2016), jenes des generellen Fernsehpublikums bei 52 Jahren. Besonders skurril: Selbst die Zambo-Jugendsendungen weisen ein Durchschnittsalter von über 50 Jahren aus. Die mit Abstand jüngste SRF-Sendung ist das «Guetnachtgschichtli»: Durchschnittsalter 40,4 Jahre.

Durchschnittsalter ausgewählter SRF 1-Sendungen

2016

12. Wer hört überhaupt noch Radio?

Im Zeitalter von Social Media hört niemand mehr Radio? Mitnichten. 86 Prozent der Deutschschweizer schalten es an einem durchschnittlichen Tag mindestens einmal ein. Vor zehn Jahren waren es sogar noch 91 Prozent. Fast zwei Stunden läuft das Radio heute im Schnitt – mit Abstand am beliebtesten sind SRG-Programme.

Radio-Marktanteile in der Deutschschweiz

2003–2017

Der Markt wird von der SRG dominiert. In der Deutschschweiz schalten pro Tag über 2,9 Millionen Personen deren Sender ein. Zusammen erreichten die SRG-Programme in der ersten Hälfte dieses Jahres 63,7 Prozent Marktanteil. Alle Schweizer Privatradiosender zusammen kamen auf 31,6 Prozent, obwohl auch sie täglich knapp 2,6 Millionen Hörer verzeichnen. Der Unterschied liegt in der Hördauer: SRG-Sender laufen durchschnittlich gut 105 Minuten, Private nur knapp 59 Minuten, weshalb der Marktanteil kleiner ist. Ausländische Programme spielen mit immerhin 1,3 Millionen Hörern pro Tag aber nur 18 Minuten Hördauer eine untergeordnete Rolle (4,7 Prozent Marktanteil).

Marktanteile der SRF-Radiosender in der Deutschschweiz

2003–2017

Die Dominanz der SRG in der Deutschschweiz hat vor allem mit zwei Sendern zu tun: SRF 1 alleine hat am Tag 1,53 Millionen Hörer (30,3 Prozent Marktanteil), bei SRF 3 sind es 1,2 Millionen (16,1 Prozent). Andere SRG-Sender sind im Vergleich dazu Nischenprodukte. So kommt SRF 4 News mit 235’000 Hörern auf 0,8 Prozent. Und SRF Virus mit 100’000 Hörern sogar nur auf 0,3 Prozent Marktanteil. Das hat auch mit der Altersverteilung der SRF-Hörerschaft zu tun. 30,1 Prozent sind über 60 Jahre alt. Dennoch wird Radio längst nicht nur von Rentnern gehört. Mehr als ein Viertel der Hörer sind unter 34, bei gut 11 Prozent handelt es sich gar um 15- bis 24-Jährige.

13. Wie kommt die SRG beim Publikum an?

In der aktuellen No-Billag-Debatte wird viel über das Programm und die Rolle der SRG genörgelt. Doch in Umfragen und Studien schneidet das Unternehmen gut ab.

  • Die Uni St. Gallen hat 14'500 Personen dazu befragt, welchen Beitrag die führenden privaten und staatlichen Unternehmen zum Gemeinwohl leisten. Die SRG landete im «Gemeinwohl-Atlas» 2017 auf Platz 18, deutlich vor allen anderen Medientiteln wie der NZZ (Rang 30), dem «Tages-Anzeiger» (42), «20 Minuten» (88) oder dem «Blick» (103). In den letzten beiden Jahren hat sich das Image der SRG gemäss dieser Erhebung sogar noch verbessert.
  • Eine Umfrage im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) hat ergeben, dass die Bevölkerung die Angebote der SRG den Privaten vorzieht. Die Radiosender des Unternehmens erzielten in den Kategorien «Professionalität», «Glaubwürdigkeit» und «Informationsgehalt» die besten Werte. Dieselben Stärken, wenn auch mit weniger Punkten gewürdigt, haben laut den Befragten auch die TV-Sender der SRG.
  • Gemäss einer im vergangenen September veröffentlichten Studie des Medienberatungsunternehmens Publicom sind die SRG und die NZZ die glaubwürdigsten Medien. In der Deutschschweiz vertrauen die Nutzer der NZZ am meisten, in der Westschweiz und im Tessin den Radioprogrammen der SRG. Überraschend ist dabei laut Publicom, dass diese Einschätzungen unabhängig vom Alter der Befragten geteilt werden.
  • Nicht nur beim Publikum, sondern auch bei Experten kommt die SRG mit ihrem Programm gut an. Für das «Medienqualitätsrating 2016» analysierten Forscher 18‘000 redaktionelle Beiträge aller wichtigen Schweizer Zeitungen, Onlinemedien, Radio- und TV-Sendungen. Die höchste Berichterstattungsqualität erzielten die SRG-Sendungen «Echo der Zeit», «Le 12h30» und «Rendez-vous». Sechs der ersten zehn Plätze des Rankings belegten SRG-Sendungen.
  • Das «Jahrbuch Qualität der Medien 2017» des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich stellt der SRG ebenfalls ein gutes Zeugnis aus. Ihre Radio- und Fernsehnachrichten führen das Qualitätsranking an, haben demnach eine höhere Relevanz, Vielfalt und Professionalität bei der Berichterstattung als andere Medien.

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