Er werde die US-Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen, versprach Donald Trump im Wahlkampf immer wieder und brachte damit viele Unentschlossene dazu, ihm die Stimme zu geben. So war beispielsweise von einem Wachstum bis zu 5 Prozent die Rede sowie von der Behebung des Handelsdefizites des Landes.
Jetzt, ein Jahr, nachdem Trump das Weisse Haus übernahm, ist es Zeit, Zwischenbilanz zu ziehen. Wir haben uns sechs zentrale Wirtschaftsbereiche angeschaut, um zu analysieren, ob Trump seine Versprechen einhalten kann, die er während des Wahlkampfs und in den ersten Monaten als Präsident machte. Als Vergleich dient die wirtschaftliche Entwicklung während der letzten Amtsdauer seines Vorgängers Barack Obama.
Bruttoinlandprodukt (BIP)
2016 wuchs die US-Wirtschaft nur um 1,6 Prozent. Es war das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren, aus Sicht der meisten Experten aber mit dem weltweiten Zustand der Wirtschaft zu erklären. Viele Analysten sahen die negative Entwicklung aufgrund des eingebrochenen Ölpreises kommen. Doch Trump sprach in erster Linie von einem Versagen seines Vorgängers Obama.
Ende April 2017 gab sich Trump überzeugt, dass sein Land imstande sei, das Bruttoinlandprodukt massiv zu erhöhen. «Ich glaube wirklich daran. Wir sagen momentan 3 (Prozent), aber ich sage 4 in den nächsten paar Jahren. Und es gibt keinen Grund, warum wir dereinst nicht 5 oder mehr erreichen könnten», sagte er in einem Interview mit Fox News.
Wachstum des BIP pro Quartal, in Prozent

Quelle: Tradingeconomics
Seit Trumps Amtsantritt hat sich das BIP tatsächlich positiv entwickelt. 3,1 Prozent wuchs es im zweiten Quartal 2017 und 3,2 Prozent im dritten. Viele Ökonomen anerkennen, dass Trumps Bestrebungen – etwa die Senkung der Unternehmenssteuer von 35 auf 20 Prozent – der US-Wirtschaft einen leichten Schub verliehen haben. Längerfristig dürften diese Massnahmen allerdings nur noch einen geringen Einfluss haben. Experten gehen für 2019 und darüber hinaus von einem Wachstum zwischen 2 und 2,25 Prozent aus. Das entspricht ungefähr dem Durchschnitt der Jahre 2012–2016 unter Obama. Trumps Prognose war demnach etwas gar zuversichtlich.
Konsumentenpreisindex
Die USA erlebten seit den 1990er-Jahren nur eine leichte Inflation. Einige Ökonomen befürchten, dass die Kombination von Trumps verschiedenen Vorschlägen zu schneller steigenden Preisen für Waren und Dienstleistungen führen könnte, wenn sie umgesetzt werden sollten.
Konsumentenpreisindex, in Prozent

Quelle: US Bureau of Labor Statistics
Wie sich der Konsumentenpreisindex unter Trumps Präsidentschaft entwickeln wird, ist schwierig abzuschätzen. Zwischen Februar und Juni sank er von 2,8 auf 1,6 Prozent. Bis Ende 2017 stieg er allerdings wieder auf 2,1 Prozent. Bei einer hohen Inflation gelten Politiker schnell als Sündenbock für die erodierende Kaufkraft von Haushalten – besonders, wenn gleichzeitig die Löhne stagnieren.
Anzahl Beschäftigte und Arbeitslosenquote
Die Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft, in den USA als «nonfarm payrolls» bezeichnet, stieg schon unter Obama kontinuierlich. 2016 wurden pro Monat durchschnittlich gut 186’000 neue Jobs geschaffen. Mit Trump als Präsident setzt sich dieser Trend fort, wenngleich weniger dynamisch. 2017 stieg die Zahl der beschäftigten US-Amerikanerinnen und -Amerikaner um monatlich 171’000.
Monatlich geschaffene Arbeitsplätze (ohne Landwirtschaft)

Quelle: Tradingeconomics
Bei der Arbeitslosenquote sieht es ähnlich aus: Die positive Entwicklung, die schon seit 2012 anhält, setzte sich auch im vergangenen Jahr fort. Unter Trump fiel die Rate um 0,7 auf 4,1 Prozent Ende Dezember.
Arbeitslosenquote, in Prozent

Quelle: Tradingeconomics
Trump bezeichnete die Arbeitslosenquote aber auch schon als «unsinnig», weil dabei nur diejenigen Amerikanerinnen und Amerikaner gezählt werden, die aktiv einen Job suchen. Beim Rest handelt es sich in den meisten Fällen um Personen im Ruhestand, solche, die sich um die Familie kümmern oder studieren.
Arbeitsplätze im Industriesektor
Für Trump ist klar: Die USA können sich nur erneuern, wenn es zu einem Aufschwung der Produktion im Land kommt. Dank seiner Handelspolitik sollen wieder viel mehr Arbeitsplätze in der Industrie geschaffen werden. Und diese Entwicklung hat er in seinem ersten Amtsjahr auch angestossen.
Monatlich geschaffene Industriearbeitsplätze

Quelle: US Bureau of Labor Statistics
Für Trump ist klar: Die USA können sich nur erneuern, wenn es zu einem Aufschwung der Produktion im Land kommt. Dank seiner Handelspolitik sollen wieder viel mehr Arbeitsplätze in der Industrie geschaffen werden. Und diese Entwicklung hat er in seinem ersten Amtsjahr auch angestossen.
Experten sind sich indes uneinig über das Potenzial des Wachstums von Jobs im Fertigungsbereich. Selbst wenn das Produktionsvolumen steigen sollte, werden in Zukunft aufgrund der Automatisierung und besseren Managements voraussichtlich weniger Arbeitskräfte eingesetzt.
Handelsdefizit
Trump und einige Mitglieder seines Teams betrachten Handelsdefizite als etwas von Natur aus Schlechtes, auch wenn die meisten Ökonomen anderer Auffassung sind. «Die Jobs und der Wohlstand wurden unserem Land entrissen. Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt Handelsdefizit über Handelsdefizit», regte sich der US-Präsident im März 2017 auf. Das Ziel der Handelspolitik seiner Regierung sei es, das Defizit zu verkleinern oder ganz zu eliminieren.
Bis jetzt ist diesbezüglich noch nicht viel passiert – im Gegenteil: Bis im November 2017 stieg das Handelsdefizit auf über 50 Milliarden US-Dollar. So gross war es zuletzt Anfang 2012. Trump macht unvorteilhafte Handelsabkommen und Missbrauch durch China und andere Länder dafür verantwortlich.