Fall 1
Seltsames MaschinengeschäftWoher kommt das Geld?
Eine Briefkastenfirma aus Panama hat bei Ihrer Bank ein Konto. Darauf treffen 3,1 Millionen Euro ein, gestückelt in fünf Tranchen. Bezahlt wird die Summe von einer weiteren Briefkastenfirma, dieses Mal in Belize, das ist ein kleines Land in Mittelamerika. Das Konto dieser Firma liegt aber bei der Bank Ukio in Litauen. Alles klar?
Die Begründung der Zahlungen
Als Beweis, dass die Zahlungen auf einem legalen Geschäft beruhen, legt Ihr Kunde zwei identische Kaufverträge vor. Darin steht, dass Maschinen im Gesamtwert von drei Millionen Euro verkauft wurden.
Das Problem
In den beiden Verträgen ist die Panama-Briefkastenfirma mit dem Konto bei Ihrer Bank als Käuferin genannt. Ihr Kunde sollte also die 3,1 Millionen eigentlich selber zahlen, nicht erhalten.
Nehmen Sie das Geld an?
Fall 2
Klimaanlagen mit PreisschwankungenWoher kommt das Geld?
Diesmal sollen fünf Millionen Dollar in Ihre Bank kommen. Wieder kommt das Geld von einer Briefkastenfirma aus Belize mit einem Konto bei der litauischen Ukio-Bank.
Die Begründung der Zahlungen
In diesem Fall kaufte die Belize-Firma angeblich Klimaanlagen von Ihrem Kunden. Er will das belegen mit einer ganzen Serie von Rechnungen, die er ausgestellt hat.
Das Problem
Viele der Rechnungen sind praktisch identisch. Bei denselben Klimaanlagen steht der gleiche Preis, aber hinter dem Preis steht einmal US-Dollar, dann wieder Euro. Die Preise für dieselben Maschinen schwanken also um über ein Viertel – innerhalb weniger Tage. Zudem ist die Gesamtsumme auf mehreren Rechnungen falsch.
Nehmen Sie das Geld an?
Die Fortsetzung des Falls:
Zwei Jahre später fliesst vom selben Konto bei Ihrer Bank Geld zurück zu den vermeintlichen Klimaanlagen-Käufern aus Belize. Nun wollen diese gemäss neuen Rechnungen ihrerseits Ihrem Kunden elektronische Geräte verkauft haben. Insgesamt fliessen knapp zwei Millionen Dollar wieder ab.
Lassen Sie den Geldfluss zu?
Fall 3
Baumaterialien für LitauenWoher kommt das Geld?
Sie sind beunruhigt. Auf dem Konto einer Panama-Firma bei Ihrer Bank kommen laufend grosse Zahlungen rein, insgesamt acht Millionen Dollar. Das Geld stammt von einer anonymen Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln, von der Sie noch nie zuvor gehört haben. Bezahlt wird wieder über die litauische Ukio-Bank.
Die Begründung der Zahlungen
Ihr Kunde legt Ihnen Verträge für den Verkauf von Baumaterialien vor. Neben den Verträgen verfügen Sie zusätzlich über Zollpapiere aus Litauen mit offiziellem Stempel für die Einfuhr sowie Frachtpapiere für den Transport der Materialien.
Das Problem
Ihr Kunde hat Ihnen die zusätzlichen Zoll- und Frachtpapiere erst nach mehrmaligem Nachhaken vorgelegt.
Nehmen Sie das Geld an?
Fall 4
Ping-Pong-Spiel mit SchuldscheinenWoher kommt das Geld?
Zwei Briefkastenfirmen von den Britischen Jungferninseln überweisen sich gegenseitig immer wieder Geld. Die eine hat ein Konto bei Ihrer Bank, die andere bei der litauischen Ukio-Bank. In knapp 200 Transfers fliessen 36 Millionen Dollar in die eine und 56 Millionen Dollar in die andere Richtung.
Die Begründung der Zahlungen
Die Zahlungen werden in beide Richtungen mit identisch abgefassten Schuldscheinen begründet, die sich die zwei Firmen gegenseitig verkaufen. Für die Firma mit Konto bei Ihrer Bank unterzeichnet nicht der Inhaber der Firma, sondern eine Person mit Generalvollmacht.
Nehmen Sie das Geld an?
Die Fortsetzung des Falls:
Woher kommt das Geld?
Auf dem Konto derselben Briefkastenfirma bei Ihrer Bank treffen zusätzlich noch 1,5 Millionen Dollar einer Belize-Briefkastenfirma ein.
Die Begründung der Zahlungen
Die Firma legt einen Vertrag für «Legal Services» vor, also für juristische Dienstleistungen. Der zweiseitige Vertrag legt den maximalen Wert der Dienstleistungen bei just den 1,5 Millionen Dollar fest.
Das Problem
Laut Vertrag sollen die Dienstleistungen erst bezahlt werden, nachdem sie erbracht und in Rechnung gestellt worden sind. Die 1,5-Millionen-Dollar treffen aber schon 12 Tage nach Abschluss des Vertrages bei Ihrer Bank ein.
Nehmen Sie das Geld an?