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Es hilft gegen Viren – und alle machen es falsch
Händewaschen hilft zuverlässig gegen Viren. Wir zeigen, warum es über 90 Prozent falsch machen.

Marc Brupbacher und Sebastian Broschinski
Aktualisiert am 2. April 2020

Das Coronavirus hält derzeit die Welt in Atem. Und die Grippewelle und Erkältungen wüten jedes Jahr aufs Neue. Dabei gibt es ein einfaches Mittel, viele der Erreger fernzuhalten: Händewaschen! Und zwar richtig. Doch das ist offenbar gar nicht so einfach.

Bereiche der Hände werden beim Waschen oft vergessen
am meisten vergessen
oft vergessen
gelegentlich vergessen
Diese schon etwas in die Jahre gekommene Visualisierung ist wieder brandaktuell. Sie zeigt, wie gut das US-Gesundheitspersonal sich die Hände wäscht und welche Bereiche oft vergessen gehen. Viele Menschen waschen nur die Handinnenflächen, Sie sollten aber alle Bereiche der Hand gründlich abreiben.
Quelle:Taylor, LJ. An evaluation of handwashingtechniques. NursingTimes. Januar 1978.

Die Fakten

Die Hände des Menschen gelten als wichtigster Überträger von Infektionserregern.

Wir greifen uns mit den Händen im Durchschnitt bis zu 16-mal pro Stunde ins Gesicht. So gelangen die Keime über die Schleimhäute in unseren Körper.

Durch korrektes Händewaschen lassen sich 99,9% der Viren und Bakterien auf den Händen eliminieren.

Trotz diesen Erkenntnissen stellen fast sämtliche Studien fest, dass kaum jemand korrekt die Hände wäscht:

  • Studentinnen der Fakultät für Angewandte Psychologie der Hochschule Heidelberg schauten 1000 WC-Besuchern auf die Finger: Rund 7 Prozent verzichteten gänzlich auf das Händewaschen, 11 Prozent der Männer und 3 Prozent der Frauen. 27 Prozent wuschen ihre Hände nur mit Wasser, und rund 58 Prozent benutzten Wasser und Seife, allerdings nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit. Lediglich rund 8 Prozent reinigten ihre Hände vorbildlich.
  • Eine Studie der US-Universität Michigan kam zu ähnlichen Ergebnissen: Nur fünf Prozent der Menschen waschen ihre Hände richtig. 3749 Personen wurden auf öffentlichen Toiletten beobachtet. Jeder Zehnte wusch seine Hände gar nicht, ungefähr ein Drittel verwendete keine Seife. Auch hier: Besonders Männer sind nachlässig beim Händewaschen. Rund 15 Prozent der Männer wuschen sich die Hände gar nicht, bei den Frauen waren es nur 7 Prozent. Der Handkontakt mit Männern birgt also ein höheres Übertragungsrisiko.
  • Eine andere Studie wurde vom US-Ministerium für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der North Carolina State University durchgeführt. Kameras dokumentierten, wie 383 Testpersonen zwei Mahlzeiten zubereiteten. Viele wuschen sich dabei die Hände, doch es zeigte sich: Sie taten es falsch. Schockierenderweise verwendeten ganze 24 Prozent keine Seife. Und kaum jemand hatte die Hände mindestens zwanzig Sekunden mit Seife eingeschäumt.
  • Auch das Unwissen über die Wichtigkeit des Händewaschens ist gross: Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat 2012 zum Thema Hygieneverhalten in der Bevölkerung eine Telefonumfrage durchführen lassen. Nur knapp die Hälfte der rund 4500 befragten Personen hielt es für wahrscheinlich, dass man sich über die eigenen Hände mit Krankheiten anstecken kann.
  • Eine ganz aktuelle Studie kommt zum Schluss: Händewaschen am Flughafen kann Epidemien verhindern. Im Durchschnitt haben nur etwa 20 Prozent der Menschen an Flughäfen saubere Hände. «Die anderen 80 Prozent verunreinigen mit Viren und Bakterien potenziell alles, was sie berühren», sagt Studienautor Christos Nicolaides. Würden 60 Prozent der Reisenden zu jedem Zeitpunkt saubere Hände haben, könnte dies die weltweite Verbreitung von Krankheiten um fast 70 Prozent verlangsamen, stellen die Forscher fest.

Richtig Händewaschen in sechs Schritten.

1.
Schon in der Kindheit muss richtige Handhygiene erlernt werden, nur dann wird sie automatisiert. Als erstes die Hände unter fliessendem Wasser nass machen. Grober Dreck wird so schon entfernt.
2.
Die Hände einseifen, wenn möglich mit Flüssigseife und nicht mit Seifenstücken – das ist hygienischer. Antibakterielle Wirkstoffe in der Seife braucht es nicht. Wer sich aber die Hände ohne Seife wäscht, kann es genauso gut bleiben lassen. Das sagt zumindest eine Studie der Uni Regensburg.
3.
Die Hände reiben, bis es schäumt. Dabei nicht vergessen, den Handrücken, zwischen den Fingern, unter den Fingernägeln und die Handgelenke zu reiben. Vor allem auf den Fingerkuppen, unter den Nägeln, zwischen den Fingern und auch am Daumen befinden sich viele Bakterien, die weggewaschen werden müssen.
4.
Für effektives Händewaschen braucht man mindestens 20 Sekunden, besser 30 Sekunden. Im Schnitt wenden die Menschen aber nur sechs Sekunden dafür auf. Eine halbe Minute einseifen tötet 99,9 Prozent der Erreger auf den Händen ab.
5.
Die Hände unter fliessendem Wasser gut abspülen. Die Wassertemperatur ist dabei vollkommen egal, sie beeinflusst die Keimzahl nicht. Wichtig ist auch, dass die Hände gepflegt sind. Lädierte Haut kann ein richtiges Mikrobennest sein. Zudem sollten die Fingernägel kurz geschnitten sein.
6.
Die Hände mit einem sauberen Handtuch trocknen, wenn möglich mit einem Wegwerf-Papiertuch, damit lassen sich auf den Fingerkuppen verbleibende Keime nochmals durch Abreiben reduzieren. Beim Trocknen mit Heissluftgeräten und Textilhandtüchern ist hingegen eine Zunahme der Keimbelastung möglich. Achtung: Feuchte Hände übertragen bis zu 1000-mal mehr Keime als trockene Hände. Wenn Sie sich in öffentlichen WCs die Hände waschen, drehen Sie den Wasserhahn am besten mit einem Papiertuch ab, und öffnen Sie auch die Türe mit dem Ellbogen.

Wann soll man sich die Hände waschen? So oft wie möglich. Vor der Zubereitung des Essens und vor dem Essen, nach dem WC, nach dem Schnäuzen, Niesen oder Husten, jedes Mal beim Nachhausekommen, nach dem Benutzen eines öffentlichen Verkehrsmittels, vor dem Einsetzen und dem Herausnehmen der Kontaktlinsen, nach Kontakt mit Tieren.

Die WHO zeigt in einem Video, wie man sich die Hände richtig wäscht: